Institut equalita e.V.


Kreativ Global

Das Institut equalita führte Februar 2022 bis Januar 2024 das Projekt "Kreativ Global" zusammen mit dem Büro für Kultur- und Medienprojekte gGmbH durch. In dem zweijährigen Projekt haben wir Jugendliche in NRW dazu ermutigt als „Global Change Agents“ an der positiven Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft teilzuhaben. Während der Umsetzung standen der direkte Austausch mit jungen Künstler:innen aus dem Globalen Süden im Vordergrund. Im Rahmen von mehrtägigen Workshops, Aufführungen und gemeinsamen Aktionen wurden die inhaltlichen Schwerpunkte des Projektes umgesetzt. Diese sind an die Sustainable Development Goals (SDG) - die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung geknüpft.  

Kreativ Global thematisiert neben globaler Gerechtigkeit insbesondere SDG 13, Maßnahmen zum Klimaschutz, und SDG 5, Geschlechtergerechtigkeit. Dadurch bekommen junge Menschen eine Plattform, um in die Themen einzusteigen und die Möglichkeit sich aktiv einzubringen. Das Projekt ermöglicht einen Perspektivwechsel, gibt dem Globalen Süden eine Plattform im Sinne einer gleichberechtigten Einbindung und bringt komplexe globale Kontexte auf eine greifbare, alltagsnahe Ebene.

 

Projekt-Ergebnisse

In den zwei Projektjahren haben über 600 Jugendliche aus NRW an den Workshops mit insgesamt sieben Gruppen aus dem Globalen Süden teilgenommen, darunter TNT (El Salvador), IYASA (Simbabwe), M.U.K.A.-project (Südafrika), Nablus Circus School (Palästina), Arena y Esteras (Peru), KCC (Tansania), Red Nose Juniors (Indien) und Teatro Trono (Bolivien). Die Aufführungen wurden insgesamt von mehreren tausend Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern besucht. 

Gemeinsam mit ihren Peers haben die Jugendlichen in NRW die Themen SDG 13 (Klimaschutz) und SDG 5 (Geschlechtergerechtigkeit) erarbeitet. Es wurde neues Wissen gesammelt, es gab Berichte über die Situationen in den jeweiligen Ländern der Teilnehmenden, die Auswirkungen des Klimawandels und der Geschlechterungleichheit. Die Teilnehmenden haben ihre Lebenssituation reflektiert, erfuhren einen Perspektivwechsel und haben anschließend gemeinsam Lösungsansätze für die positive Gestaltung unserer Zukunft gesammelt. Der Austausch resultierte in gemeinsamen Aufführungen, Plakaten, Videos, Berichten in Schülerzeitungen, bedruckten T-Shirts mit dem Slogan "One World" in diversen Sprachen, im Bäume pflanzen, zusammen auf Demos gehen und viel mehr. 

In zwei Fortbildungen und zwei Netzwerktreffen wurden die teilnehmenden Lehrkräfte, Pädagog:innen und Kulturschaffenden der zehn Bildungseinrichtungen in NRW erfolgreich zu Multiplikator:innen für den kulturellen Peer-Lernen Ansatz qualifiziert. Wir konnten viel Erfahrung sammeln im Austausch untereinander und durch den Input von diversen Referent:innen, unter anderem vom Germanwatch e.V. und Eine-Welt-Netzwerk NRW, sowie dem Förderverein der KinderKulturKarawane. 

Im Namen der koordinierenden Einrichtungen bedanken wir uns bei den tollen künstlerischen Gruppen aus dem Globalen Süden, bei unseren Kooperationspartner:innen aus NRW und den teilnehmenden Jugendlichen, und natürlich bei der Stiftung Umwelt und Entwicklung (SUE) NRW für die Kofinanzierung.

 

Projekt-Ziele

Beim Projekt KREATIV GLOBAL beschäftigen sich Jugendliche aus NRW im Austausch mit jungen Künstler:innen und Aktivist:innen aus Ländern des Globalen Südens mit den Globalen Zusammenhängen schwerpunktmäßig anhand der SDGs 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) und SDG 5, (Geschlechtergerechtigkeit). Beides sind Themenfelder, die von akuter gesellschaftlicher und umweltbezogener Relevanz sind und wiederum mit den anderen SDGs in Korrelation stehen. In gemeinsamen Annäherungen durch künstlerische Aktionen und Mini-Performances aus den Bereichen Theater, Musik und Tanz werden Hintergründe und Weltanschauungen von den Jugendlichen thematisiert und Fragen nach der eigenen Haltung im Spannungsfeld zwischen globalisierter Jugendkultur und regionalen Verankerungen nachgegangen.

Das Projekt soll durch den interkulturellen Dialog unter Jugendlichen Bewusstsein für Globale Gerechtigkeit schaffen und einen Perspektivwechsel ermöglichen. Junge Menschen lernen, sich in die Situation von Anderen hineinzuversetzen und komplexe globale Zusammenhänge sowie die eigene Rolle zu analysieren.

Die Gruppen aus dem Globalen Süden erreichen durch die künstlerische Reflektion von komplexen Themen auch Personen unserer Gesellschaft, die bislang wenig damit in Berührung gekommen sind. Vielfach haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Gruppen aus dem Globalen Süden, die ihrerseits aus marginalisierten sozialen Verhältnissen kommen, besonders junge Menschen mit verringerten Bildungschancen mit ihrer authentischen Form der „Wissensvermittlung“ ansprechen können und sie im Sinne von “Global Change Agents” motivieren, selbst aktiv zu werden. Durch diese Begegnung werden soziale und interkulturelle Kompetenz und vor allem Handlungskompetenz gefördert.

Zudem eröffnet das Projekt nicht nur neue Wege der Vermittlung von Globalem Lernen und den Themen der Nachhaltigen Entwicklung, sondern bietet jungen Menschen den Zugang zu Kunst und Kultur. Gerade Schüler:innen aus sozial benachteiligten Lebenssituationen erfahren so, welche Möglichkeiten durch kulturelle Ausdrucksformen bestehen und erproben sich selbst im künstlerischen Sinne. So wird kulturelle Bildung im globalen Kontext zur Teilhabe.

 

Zielgruppen und Aktivitäten

Primäre Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche (zwischen 12 und 19 Jahren) aus Bildungs- und Kultureinrichtungen. Insbesondere in NRW gibt es ein bestehendes vielfältig aktives Netzwerk aus Schulen und Jugendzentren, der Volkshochschulen und Eine-Welt- und Kulturinitiativen, welches durch das Projekt gestärkt und erweitert werden soll. Aus diesem Kreis nehmen 10 Partnerorganisationen an dem Projekt teil und führen die Maßnahmen durch, vor allem jährliche Workshops mit den Südgruppen. Diese Schul- und Bildungseinrichtungen haben die Möglichkeit an jeweils 3 Tagen an Performances und Workshops der jungen Künstler:innen aus dem Globalen Süden teilzunehmen. Die Vorbereitung erfolgt über einen digitalen Methodenpool, der ausgewählte Materialien und E-learning enthält, sowie Online-Meetings mit den beteiligten Süd-Partner:innen.

Durch das gemeinsame Vorhaben entsteht ein Bewusstsein für die Diversität der Ansätze in Synergie aus globalem Lernen und kultureller Bildung, welche die Nachhaltigkeit des Konzeptes betont. Daher sind eine zweite Zielgruppe das Bildungspersonal, Lehrkräfte, Leitende von Bildungseinrichtungen, Kulturschaffende, Sozialarbeiter:innen und Referent:innen sowie andere Stakeholder, die durch das jährliche Fortbildungs- und Netzwerktreffen erreicht und als Multiplikator:innen für interkulturelle Lernmethoden sowie für Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) gewonnen werden.

Eine dritte Zielgruppe sind Eltern und Familien der Beteiligten, sowie Mitarbeitende aus Schulen und Bildungsinstitutionen. Sie sind das Publikum der Auftritte sowie die Zuhörenden, die durch die Erzählungen der Kinder und Jugendlichen über den Inhalt erfahren. Diese werden in ihrer Haltung und institutionellen Wegen in Richtung nachhaltiger Lebensweise und “whole institution approach” inspiriert und motiviert.

 

Die Partner aus dem Globalen Süden im Jahr 2022 + 2023

TIEMPOS NUEVOS TEATRO Theater und Musik, El Salvador

Tiempos Nuevos Teatro« (TNT) aus El Salvador. engagiert sich zu Frauenrechten, Umweltschutz, Gesundheit und Menschenrechten. Im »Centro Cultural Jon Cortina« arbeitet TNT künstlerisch-kreativ mit den Gemeinden der Region und setzt Projekte im Umweltbereich um. Auch in Mittelamerika sind die Folgen des Klimawandels immer deutlicher zu spüren. Deshalb wird das Engagement von TNT in diesem Bereich auch die Bühnenproduktion mitbestimmen.

IYASA Tanztheater, Simbabwe
Die INKULULEKO Yabatsha School of Arts (IYASA) aus Simbabwe ist ein mehrfach preisgekrönter Ausbildungsort der darstellenden Künste für Jugendliche. IYASA verfügt über ein talentiertes und engagiertes Team von erfahrenen und hochqualifizierten Künstler:innen in verschiedenen Disziplinen. Mit Workshops, Trainingsprogrammen und Perfor[1]mances spielt IYASA eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung und Förderung von Talenten im Kunst- und Kulturbereich.

M.U.K.A.-PROJECT Theater, Südafrika
Hillbrow, ein marginalisiertes Viertel im Zentrum von Johannesburg, ist dicht besiedelt und geprägt von Straßenkriminalität: Armut, Perspektivlosigkeit und Gewalt gegen Frauen sind bestimmende Themen im Alltag der Kinder und Jugendlichen – wie auch in den Theaterstücken und Workshops der jungen Schauspieler:innen von M.U.K.A-Project. Mit der Theaterarbeit lernen sie, ihre Sorgen und Hoffnungen kreativ auszudrücken und diese Gefühle in etwas Sinnstiftendes zu transformieren.

NABLUS CIRCUS SCHOOL Zirkustheater, Palästina
2004 gründete sich die Organisation »Assirk Assaghir« (Der kleine Zirkus) aus der sich 2009 die »Nablus Circus School« entwickelte: ein Ort der Meinungsfreiheit, der Kreativität und der Freude für Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene. Durch Zirkus und darstellende Künste will das Projekt Kindern und Jugendlichen einen sicheren, pädagogischen Raum bieten, wo sie ihre Kreativität entdecken, und neue Fähigkeiten erlernen können.

ARENA Y ESTERAS Zirkustheater, Peru
Das Projekt „Arena y Esteras“ verbindet in seinen Zirkus-Theaterinszenierungen soziale und künstlerische Interessen mit politischem Engagement. Die Produktionen der Gruppe beschäftigen sich häufig mit traditionellen Erzählungen der indigenen Bevölkerung Perus. Die Geschichten werden mit traditioneller und moderner lateinamerikanischer Musik und stimmungsvollem Licht inszeniert. Zahlreiche Zirkuselemente wie Jonglage mit Keulen und Bällen oder Einräder bringen viel Dynamik in die Produktionen. Die aufwändig gestalteten Kostüme zeigen dabei oft Tiere aus dem Regenwald oder Fabelwesen.

KCC Zirkustheater / Tanz, Tansania
Das Kigamboni Community Centre (KCC) ist eine wichtige Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche aus dem großen Bezirk “Kigamboni”, Tansania in der 5 Millionen Einwohnerstadt Dar es Salaam. Das Center bietet vor allem am Nachmittag ein breitgefächertes Angebot, um der Gemeinschaft außerschulische Beschäftigung und Perspektiven zu vermitteln. Es werden Kurse in Tanz, Akrobatik, Musik und Handarbeiten angeboten. Zudem gibt es Unterricht zu den SDG’s, die unter anderem in den Performances des Projektes verarbeitet werden.

RED NOSE JUNIORS Clownstheater, Indien
“Red Nose Juniors” aus Mumbai, Indien wurde 2016 mit sieben Mädchen gegründet. Ziel dieser Mädchen war es, sich beruflich zu qualifizieren und so ihren Platz in der Gesellschaft behaupten zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden sie von “Red Nose Entertainment” professionell in der Kunst der Clownerie ausgebildet und haben gelernt, wie man das Publikum zum Lachen bringt. Denn diese jungen Clowns sind der Überzeugung, dass “Lachen die beste Medizin ist”.
Mit diesem Motto sind sie seither in über 45 Shows in verschiedenen Regionen von Indien und international in Ländern wie Schweden und Polen aufgetreten. Neben der Clownerie sind sie begeisterte Tänzerinnen und freuen sich, ihr Talent auch in Deutschland präsentieren zu können.

TEATRO TRONO Theater, Bolivien
Teatro Trono kombiniert Pantomime, musikalische Einlagen und Forumtheater nach Augusto Boal. In ihren Produktionen macht die Gruppe auf soziale und gesellschaftspolitische Themen aufmerksam. Mit aufwendig gestalteten, kreativen Kostümen und einem hohen Maß an schauspielerischem Talent bringt die Gruppe einzigartige Bilder auf die Bühne, in denen die Botschaften auch ohne viel Sprache deutlich werden. Begleitet werden die Auftritte von traditioneller bolivianischer und zeitgenössischer Musik. Wenn das Teatro Trono vorbeischaut, wird es laut, bunt und facettenreich.

 

Das Projekt wird gefördert durch:

      

 

Weitere Informationen: